Am 6.6.24 begrüßte der Lions-Club Meinerzhagen-Kierspe Gäste aus der Wirtschaft, die eine besondere Stellung in der verarbeitenden Wirtschaft vertreten: die Firma REMONDIS ist eines der führenden Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Stephan Fimpeler und Martin Jülich stellten die Tochtergesellschaft REMONDIS Medison vor, die sich mit den Abfällen von Kliniken und Arztpraxen befasst.
Nördlich von Dortmund, am Ufer der Lippe, liegt das 85.000 Einwohner-Städtchen Lünen, wo seit 1934 die inhabergeführten Rethmann-Gruppe ansässig ist. Sie ist die Holding der REMONDIS-Gruppe und der Firmen Rhenus (Logistik), Saria (Bio-Industries) sowie mit 34 % Anteil der transdev (Transportdienstleistungen). Insgesamt arbeiten weltweit fast 200.000 Mitarbeiter in der Rethmann-Gruppe; das sind gut 20% mehr als bei Mercedes! REMONDIS beschäftigt weltweit 43.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 12 Mrd. €. So ist man bspw. in Australien inzwischen zweitgrößter Entsorger des Landes.
Typisch für Privat-Unternehmen ist die lange Betriebszugehörigkeit der Führungskräfte: Stephan Fimpeler gehört dem Unternehmen seit 2003 an und ist seit ca. 2 Jahren Vertriebsleiter der REMONDIS Medison GmbH. Martin Jülich, seit 2005 bei REMONDIS, leitet heute das Recycling-Werk von REMONDIS Medison in Gummersbach.
Im Mittelpunkt des Vortrags stand somit REMONDIS Medison. Unter der Entsorgung medizinischer Abfälle versteht man sämtliche, insbesondere in Krankenhäusern anfallenden Gegenständen wie Einmal-Spritzen bis hin zu infektiösen Abfällen, z.B. Verbände und Masken. Ebenso entsorgt REMONDIS Medison sämtliche im OP anfallenden Gegenstände, so auch amputierte Körperteile. Man stellt den Krankenhäusern besonders konstruierte, absolut dicht verschließbare Behältnisse für die verschiedenen Entsorgungsgegenstände zur Verfügung und holt die gefüllten Behälter regelmäßig ab, die bis zu 50 kg wiegen können. REMONDIS Medison ist in 10 europäischen Ländern vertreten und unterhält 13 Niederlassungen in Deutschland.
Aufgrund der deutschen Gesetzeslage und bürokratischer Hürden in Deutschland ist die „echte“ Recycling-Quote im medizinischen Sektor sehr gering und liegt unter dem der meisten Nachbarländer. So wäre beispielsweise ein Recycling von OP-Besteck aus Metall in den heute bestehenden Anlagen des Unternehmens problemlos und sicher möglich, ist aber gesetzlich nichtvorgesehen. Daher ist die Verbrennung in Deutschland die überwiegende Entsorgungsmethode. REMONDIS arbeitet an allen möglichen Stellen daran, in den Punkten Nachhaltigkeit und Recycling Fortschritte zu erzielen. So werden zumindest die Sonderbehälter selbst schon seit einiger Zeit aus Recyclingmaterial hergestellt. Ein zweites Recycling oder gar die Nutzung als Mehrwegbehälter ist nicht gestattet.
Durch Recycling ist REMONDIS nicht nur zu einem Rohstofflieferanten, sondern auch zum Produkthersteller selbst geworden. So wurden beispielsweise das Abscheidungen der Rauchgasentschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken zur die größte Materialquelle für die synthetische Gipsproduktion. Wie es nach dem geplanten Kohleausstieg weitergeht, ist noch ungewiss, sicher ist nur, dass Gips in Zukunft importiert werden muss.
Der Standort Gummersbach ist seit Jahrzehnten mit dem Recycling von Silber aus den Abfällen von Fotolaboren beschäftigt. In den Zeiten der elektronischen Bildverarbeitung werden überwiegend noch Röntgenbilder aus ganz Europa verarbeitet; das Silber wird aus den Bildern herausgewaschen und wiederverwertet. Auf Grund der stark rückläufigen Verwendung von „chemischen Fotos“ ist Gummersbach inzwischen der letzte REMONDIS-Standort in Europa, der diese Dienstleistung anbietet. Gerade darum betreibt REMONDIS Medison zahlreiche F&E-Projekte, damit den Stoffen, die wir im Kreislauf betreiben, eine längere Nutzung beschieden wird: durch Reparatur, durch Wiederverwertung von Komponenten, durch Wiederverwertung von Materialien. K.W.