4000 Kilometer in 66 Stunden Fahrtzeit nach Tschernowitz und zurück mit fünf Lastkraftwagen und zehn ehrenamtlichen Helfern, so gestaltete sich der Hilfstransport in die Ukraine, der wieder glücklich in Meinerzhagen angekommen ist.
„Es war die bis jetzt anstrengendste Tour, die wir gefahren sind“, darüber waren sich die Ehrenamtlichen einig. „Fünf Tage waren wir unterwegs und fuhren eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 66 Stundenkilometern.“ Nun sind sie wieder zuhause und noch voll der Eindrücke, die sie unterwegs gesammelt haben.
„Wir haben der Hilfe aus Meinerzhagen ein Gesicht gegeben“, waren sich alle einig. „Wir haben den Menschen persönlich die Pakete übergeben und hatten dabei das Gefühl, es kommt dort an, wo es hinsoll.“ Doch nicht alle Pakete wurden in Tschernowitz ausgegeben, einige von ihnen gingen auch an die Front. „Wir bekamen Fotos von dort und erkannten auf diesen Fotos unsere Kartons“, ein Zeichen, dass auch diese Hilfspakete an der richtigen Stelle angekommen sind.
Gefahren sind die Meinerzhagener dieses Mal durch die Karpaten bis nach Baia Mare in Rumänien, nahe der ukrainischen Grenze. „An der Grenze hatten wir Glück. Ein bekannter Polizist eskortierte uns vorbei an vielen Lkw bis zum Übergang. So sparten wir schätzungsweise drei Tage Wartezeit.“
Von Baia Mare in Rumänien aus baut die christliche Gemeinde die Seelsorge in der Ukraine auf, weil sie sich klar ist, dass viele Menschen nicht mehr von der Front zurückkommen werden. In Baia Mare blieben zwei Lkw mit Hilfsgütern, die von dort aus in der Ukraine verteilt werden.
Mit drei Lkw ging es für die Meinerzhagener Gruppe weiter bis zur nahe gelegenen ukrainischen Stadt Tschernowitz zu einer Flüchtlingsunterkunft. Dort erlebten die Helfer einen beeindruckenden Gottesdienst zusammen mit den Ukrainern. 160 Familien waren da, erzählen die Helfer. Bei einer Abfrage, wer seinen Mann im Krieg verloren habe, seien einige Hände nach oben gegangen. Bei einer weiteren Abfrage, wer einen Angehörigen im Krieg verloren habe, hätten fast alle Hände nach oben geragt. Das sei ein bewegender Moment für die Meinerzhagener gewesen. Im Anschluss an den Gottesdienst verteilten sie in Deutschland vorgepackte Hilfspakete.
Tschernowitz ist 800 km von der Front entfernt. Die Stadt hat 200 000 Einwohner und dazu noch 80 000 Flüchtlinge. Sehr viele von ihnen sind nach dem Bruch des Staudammes gekommen.
Es ist das sechste Mal, dass es einen Hilfstransport von Meinerzhagen in die Ukraine gab. „Man merkt, dass man sich selber immer besser organisiert bekommt“, so Thomas Arens. „Jetzt organisieren wir vieles vorher, das macht die Touren leichter. So füllen wir bereits in Deutschland die Zollpapiere aus oder beantragen eine Mautbefreiung.“
560 Lebensmittelpakete wurden im Vorhinein gepackt, jedes 16 bis 17 Kilogramm schwer. Hinzu kamen noch 150 Hygienepakete, Kleidung, Fahrräder und Kinderspielzeug.
Der nächste Transport in die Ukraine ist auch schon geplant. Er soll im November starten. Was gebraucht wird, wird etwa einen Monat vorher öffentlich gemacht. Für die Lebensmittel gibt es dann Packlisten und dazu passende Kartons. Diese liegen in allen Kirchen und in den Banken aus. Über eine große Unterstützung würde sich Gruppe Ehrenamtlicher freuen.
Unterstützer & Co.
Unterstützer der Aktion sind Folgende: Die Firma BUM stellte die Kartons. Lkw stellten einschließlich des benötigten Benzins die Firmen CA Vending, ONI-Wärmetrafo, Technotrans, Uwe Schriever, Firma Fuchs.
Der Lions-Club und die Firma JSV halfen finanziell und auch beim Bestücken der Hilfspakete.
Hinzu kommen die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer:
Thomas Arens, Sven Grüber, Sebastian Düvel, Achim und Pascal Freyer, Eyleen Jung, Bernd Kayer, Fred Menge, Michael Schröder, Wolfgang Sikora.
Nach der Fahrt in die Ukraine ist vor der nächsten Fahrt. Für die werden vor allem folgende Hilfsgüter benötigt: Geldspenden, Decken, Kissen, Matratzen, Schlafsäcke, Lebensmittel und Spielzeug.
Freitag, 28. Juli 2023, Meinerzhagener Zeitung - VON GERTRUD GOLDBACH